André Taubert wurde 1977 in Hannover geboren und erlernte nach dem Abitur den Beruf des Möbeltischlers und studierte später Religionswissenschaften und Mathematik für das Lehramt. Nach dem Abschluss arbeitete er zunächst für fast 10 Jahre als Straßensozialarbeiter in Bremer Brennpunktstadtteilen mit Jugendlichen mit vorwiegend libanesischem und türkischem Migrationshintergrund. Parallel zu dieser Tätigkeit arbeitete er später auch als Familienhelfer und erlernte dabei die Praxis systemischer Beratungsarbeit. Zwischen 2012 und 2015 berät er im Pilotprojekt „kitab“ Eltern, Lehrern und Sozialarbeiter, die mit salafistisch orientierten Jugendlichen zu tun haben und ist damit Pionier des systemischen Beratungsansatzes in diesem Zusammenhang. Er leitet seit 01. Juli 2015 die neue Fachstelle „legato – systemische Ausstiegsberatung – Fachstelle für religiös begründete Radikalisierungen“ in Hamburg. In Bremen arbeitet er zurzeit ambulant mit so genannten „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“ aus Afrika und Syrien. Er ist auf europäischer Ebene aktiv im Radicalisation Awareness Network (RAN) der EU vernetzt und tätig. Als Teil des „Nordverbundes“, dem Verbund der Beratungsstellen zum Thema Salafismus arbeitet zurzeit an der Entwicklung eines Leitfadens für Dschihad-Rückkehrer.
Er arbeitet als Coach und Berater für die Konzeptentwicklung sozialer Organisationen, in Wissenschaft-Praxis-Kooperationen und promoviert an der Universität Bremen zum Thema „Capability-Approach“ und dessen Relevanz für die Biographien salafistisch und nicht-salafistisch orientierter junger Erwachsener in Deutschland.
André Taubert ist Mitglied des Lenkungsausschusses des KPEBW, dem Kompetenzzentrum zur Koordinierung des Präventionsnetzwerks gegen (islamistischen) Extremismus in Baden-Württemberg und regionale Praxisbegleitung für Bremen im Wissenschaftsprojekt „Rückgrat der Hochschule Esslingen. Das Projekt „Rückgrat ist ein mehrjähriges Projekt in Wissenschaft-Praxis-Kooperation, bei dem Pädagogische Ansätze zu Phänomenen der so genannten Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) entwickelt werden. Es wird von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert-Bosch-Stiftung finanziert.
Ihm ist es wichtig Radikalisierungsverläufe immer in engem Bezug zu persönlichen Krisen und Biografien zu sehen und dabei möglichst ehrlich auch menschliche Krisen zu benennen, statt stets auf gesellschaftliche Missstände zu verweisen. Er hält gesellschaftliche Missstände, wie Diskriminierung und Ausgrenzung zwar für entscheidende Faktoren, sieht sie aber auch als häufiges Mittel, sich als Individuum moralisch aufzuwerten und die menschliche Fehlbarkeit auszublenden. Durch seine Arbeit der vergangenen Jahre hat er die Radikalisierungsbiografien hunderter Jugendlicher kennenlernen dürfen. 2015 betitelte ihn die Hamburger Morgenpost als den „Anti-Salafisten“.
André Taubert ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Verein „faspektiven“ e.V., der sich als bundesweit einzige Organisation speziell der Bedarfe von Erwachsenen mit FASD annimmt und diese versucht in den gesellschaftlichen Fokus zu bringen.